Den Jungs um Kapitän Ole Ernst gelang am vergangenen Sonntag eine große Überraschung. Mit dem knappen 3:2 Sieg beim Kieler TV eroberten die jungen Warnemünder eine bis dahin fast uneinnehmbare Festung. Lediglich der Serienmeister aus Mitteldeutschland konnte die Adler bisher im eigenen Horst besiegen.
Zunächst war jedoch nicht absehbar, dass es so kommen würde. Vor Spielbeginn signalisierte der Kapitän leichte Beschwerden am Knie. Daraufhin schickte Jozef Janosik seinen Thronfolger Rino Stancak auf die Platte. Da dieser zuletzt wenig Spielanteile hatte, bestand Sorge, ob die Präzision unter Druck schon wieder abrufbar sein würde. Aber der gebürtige Schweriner zeigte erneut seine mentalen Qualitäten, zog über 5 Sätze geschickt die Fäden und konnte damit die eine oder andere Ungenauigkeit gekonnt kaschieren. Zu Recht griff er anschließend nach der MVP-Medaille in Gold.
Bevor der SVW-Motor so richtig in Fahrt kam, mussten die Gäste jedoch einen wenig komfortablen 0:2 Rückstand hinnehmen. In Satz 1 spielte Kiel nahezu fehlerlos und mit enormem Druck. Warnemünde konnte noch nichts ausrichten. 21:25. Satz 2 deutete dann schon an, dass an der Förde was zu holen war. Nur die kleinen Unachtsamkeiten eines jungen Teams verhinderten den 1:1 Ausgleich. 23:25.
Die Stimmung in der Halle jetzt natürlich euphorisch.
Aber nach der 10-Minuten-Pause kippte das Spiel dann endgültig in Richtung Warnemünde. Unterstützt von einem guten Dutzend SVW-Anhänger – überwiegend freudetrunkene Spieler der sogenannten Superzweiten, die das kleine Derby in der Regionalliga ebenfalls mit 3:2 gewannen – fielen Janosiks Jungs förmlich über die verdutzten Gastgeber her. Diese wurden nun zu Fehlern gezwungen und konnten der Zielstrebigkeit des Gegners nichts mehr entgegen setzen. 25:18.
Angestachelt durch dieses Comeback gelang auch im Vierten fast alles. Aufschlag, Block, Abwehr, Gegenangriff, Punkt! Wenn es läuft, sieht es so einfach aus. Nach einem 25:19 war es also angerichtet. Ausgleich und damit Tiebreak.
Die Spannung kaum auszuhalten. Beide Fanlager schütten nun ihr Herz aus und geben alles, um ihre Jungs nach vorn zu treiben. Gelegentlich kochen die Emotionen über, aber alles im Rahmen.
In dieser angespannten Situation wirken die Warnemünder zunächst sattelfester, liegen immer mit 1-2 Breaks vorn, wechseln mit einem 8:6 im Rücken die Seiten und führen schließlich 13:10. Plötzlich kriegt Kiel wieder Thermik und gleicht aus, 14:14. Jetzt natürlich die Kieler mit ohrenbetäubendem Lärm. Aber der Mecklenburger hat einen dicken Kopf und widersteht. Es gelingt tatsächlich, die letzten beide Punkte zu gewinnen. 16:14!!! Anschließend pure Freude und Jubeltrauben…
Obwohl das Spiel unter dem Strich kein hochklassiges war, haben beide Teams echte Werbung für ihren Sport gemacht. Auch in Kiel ist Volleyball inzwischen ein gut organisiertes Event, das gerade bei solchen Derbys den angemessenen Rahmen bietet. Wenn vor dieser Kulisse dann noch ein 0:2 Rückstand gedreht und mit 2 Punkten Vorsprung gewonnen wird, schmeckt das natürlich besonders süß.
Dieses Mal bleibt ausnahmsweise ein bisschen Zeit, den Moment zu genießen. Zur Belohnung gibt es für das Team ein paar trainingsfreie Tage, die nach einer entbehrungsreichen Zeit mehr als verdient sind. Da das nächste Spiel erst in 3 Wochen ansteht, besteht nun die Möglichkeit etwas durchzuschnaufen und sich frisch erholt auf den Saisonendspurt vorzubereiten.
Am 29.02.2020 erwarten die Rot-Schwarzen dann den VV Humann Essen in der OSPA Arena.