Es galt vor dem Heimderby gegen die drittplatzierten Gäste aus Kiel einiges zu verarbeiten.
Nach den fulminanten Spielen gegen Moers und Lindow mit insgesamt 3 Siegen am Stück, folgten eine derbe Hinspielklatsche in Kiel (0:3) und ein enttäuschendes Ergebnis gegen Frankfurt (2:3) am Vortag. Die Wettquoten sprachen deutlich gegen die Jungs mit dem Leuchtturm auf der Brust, was sich auch in den Tipps beim OSPA-Gewinnspiel niederschlug. Neben zahlreichen KTV-Spielern, die sich um feinsten SVW-Merch bewarben, vermuteten selbst die treuesten Fans nichts Gutes und setzten eher auf Sieg für die Holsteiner.
Doch anders als vor einer Woche ging es gleich im Auftaktsatz deftig zur Sache. Beide Teams spielten mit offenem Visier und zeigten hohes Zweitliganiveau. Kiel mit gewohnt rabiatem Aufschlagspiel; kaum Fehler und mächtig Druck. Aber Warnemünde hielt stand und blieb im Angriff mutig und erfolgreich. Einzig die (noch) fehlende Varianz durch die Mitte ließ die Frage offen, wie lange das gut geht. Aber solange Mehlberg, Krabel und Kopij die Lücke finden ist eben alles gut. Und so war es auch. 25:23.
Im Zweiten dann leichter Leistungsabfall bei den Hausherren. Kiel dagegen machte einfach so weiter wie im Ersten und setzte sich folgerichtig ab. Jetzt waren die (zuspiel)taktischen Unterschiede deutlich zu sehen. Moritz Behr auf Kieler Seite setzte bei jeder Gelegenheit auf Angriffe durch die Mitte, gepaart mit weiten Passwegen, wenn die Annahme nicht perfekt kam. SVW-Kapitän Ole Ernst blieb bei seiner mit Spannung erwarteten Rückkehr zunächst beim Spiel über die Außen, wohl auch weil die Abstimmung über die Mitte noch nicht wie gewohnt stimmte. Da nun auch zu wenig im Aufschlag kam, konnten die Gäste nahezu schalten und walten wie sie wollten. Das Ergebnis war ein 19:25.
Mit unveränderter Aufstellung ging es in den turbulenten dritten Satz. Im ersten Drittel blieben beide Mannschaften gleichauf, wobei Kiel im Bewusstsein der eigenen Stärke etwas sicherer wirkte. Erst als Adrian Kopij eine fulminante Aufschlagserie zum 16:10 hinlegte war der SVW wieder Chef im Ring. Jetzt griff auch die Abwehr wieder erfolgreich zu und sorgte für Punktchancen am Fließband. Spätestens bei 23:14 waren die Messen gelesen. Eine kleine Überraschung, aber in dieser Saison scheint nichts unmöglich. Am Ende sprang ein deutliches 25:16 heraus.
Nun war klar, hier geht was. Alle, die verständlicherweise mit einem Kieler Comeback rechneten, rieben sich verdutzt die Augen. Warnemünde feuerte jetzt stabil im Aufschlag und verwandelte sicher auf allen Positionen. Kapitän Ernst hatte das Vertrauen in die Mitte längst zurück gewonnen und sorgte so für ausreichende Verwirrung im Gästeblock. Der Sieg geriet trotz zwischenzeitlicher Annäherung auf 17:15 nicht in Gefahr. Vor allem Tommy Mehlberg war nun nicht mehr zu stoppen und riss die Kollegen mit sich, die wie im Rausch reihenweise Abwehrbälle zogen. 25:17. Fabelhaft!
Der überzeugende Sieg im Ostseederby ist Balsam für die Seele nach der kleinen Delle in den letzten beiden Spielen. Damit bestätigen die Küstenjungs, dass das zuletzt gezeigte Topniveau keine Eintagsfliege war. Ganz nebenbei wird die Bilanz gegen Kiel wieder aufpoliert. Nach der Rückkehr beider Teams in die 2. Bundesliga steht es nun 4:2. So kann es gern weitergehen!
Am kommenden Wochenende ist spielfrei, bevor es dann nach Bitterfeld geht, wo es nach dem Hinspiel noch ein kleines Hühnchen zu rupfen gibt!
Ahoi