Als am frühen Sonntagabend der Schiedsrichter das Nordderby abpfiff kannte die Begeisterung kaum Grenzen. Soeben hatten Janosiks Männer die favorisierten Kieler mit 3:1 in die Knie gezwungen. Es folgten wilde Freudentänze auf dem Platz und den Tribünen.
Doch zunächst schien alles so zu kommen, wie manche es befürchtet hatten. Mit einem klaren 3:0 gegen den alten Tabellenführer aus Bocholt im Rücken, agierte Kiel im ersten Satz gewohnt souverän; druckvoll im Aufschlag, stabil in der Annahme und effektiv in Feldabwehr und Gegenangriff. Dagegen unterliefen den jungen Warnemündern zu viele Fehler. Nur zeitweise ließen sie ihr Können aufblitzen, um dann wieder ins Hintertreffen zu geraten. Die Folge war ein deutliches 17:25.
Sorgenfalten machten sich breit und alle waren gespannt auf die Reaktion der Mannschaft. Im zweiten Satz kam Rode für Schröder und Günther blieb auf dem Platz für den im ersten Satz ausgewechselten Krabel. Das brachte zwar zunächst mehr Stabilität, aber Kiel legte gleich wieder vor. Die Jungs um Kapitän Ernst rannten lange einem 2-3-Punkte-Rückstand hinterher. Aber die Gäste zeigten zunehmend Schwächen, provoziert durch mehr Druck von der Warnemünder Aufschlaglinie und einer besseren Feldabwehr mit effektiven Gegenangriffen. Bei 20:19 gelang die erste Führung für den SVW. Eine starke Aufschlagserie von Josef Günther brachte schließlich den Satzgewinn. 25:20. Erleichterung und Hoffnung.
Im dritten Satz dann ein umgedrehtes Bild zum ersten Durchgang. Warnemünde obenauf, immer in Front, die Halle feierte jeden Punkt. Kiel musste bei 17:13 und 21:15 abreißen lassen. Am Ende stand es 25:20. Plötzlich war hier was drin.
Im Vierten gab es zunächst einen Horrorstart. Der Kieler Robin Hanke wollte sich nicht so leicht geschlagen geben und machte gleich ein paar deftige Ansagen von der Linie. Er konnte erst bei 0:4 gestoppt werden. Zum Glück tat Mehlberg es ihm gleich und brachte 4 Sprungaufschläge mit Wirkung, die seine Mitspieler durch gutes Stellungsspiel und kluge Gegenangriffe zum 4:4 Ausgleich verwerteten. Jetzt hatte das Spiel mächtig Fahrt aufgenommen. Kiel blieb aber immer einen Tick vor. Bei 12:16 musste sich Chefcoach Janosik in der technischen Auszeit was überlegen. Er entschied, personell nichts zu verändern, sondern beruhigend auf seine Jungs einzuwirken. Das zahlte sich aus. Eine klasse Aufschlagserie von Konstantin Rode leitete dann die Wende ein. Jetzt hatte Ole Ernst alle Möglichkeiten und spielte den gegnerischen Block phasenweise schwindelig. Mehlberg, Kopij, Rode und Günther versenkten reihenweise wichtige Bälle. Besonders Günther war jetzt nicht mehr zu halten und drosch schließlich den Matchball aus der dritten Etage diagonal unhaltbar ins Feld. Hammer! 25:22! 3:1!
MVP wurde Adrian Kopij, der sich in bestechender Form zeigte. Außerdem steigerte sich Tommy Mehlberg im Laufe des Spiels und wirbelte nach anfänglichen Schwierigkeiten phasenweise traumhaft.
Das war ein großartiger Sieg, der umso erkenntnisreicher ist, da man Kiel nicht am Nasenring durch die Manege führen konnte. Nein, er war hart erkämpft. Und das gegen ein Topteam der Liga. Nach verlorenem ersten Satz und teilweise 4-Punkten Rückstand im Vierten nochmal zurückzukommen, geht nur, wenn man die Fähigkeiten und den Willen dazu hat.
Dass die Tribünen der OSPA ARENA auf einem Sonntag wieder sehr gut gefüllt waren, machte den Abend perfekt. Der frenetische Jubel zeugt davon, das hier alle mit dem Herzen dabei sind.
Ein großes Dankeschön geht an dieser Stelle an unsere Heimspielkoordinatorin Alina und ihren vielen Helfern, die den Spieltag unter großem Stress auf die Beine gestellt und damit den Rahmen für diesen tollen Abend bereitet haben.
Nächste Woche geht es nun zum Tabellenzweiten nach TuB Bocholt. Bis dahin steht aber noch eine harte Trainingswoche bevor.
Das nächste Heimspiel ist dann am 08.12.2019 gegen den TV Baden.
Ahoi