Ehrwürdiges Spitzenspiel endet mit knapper Niederlage für Warnemünde
Der SV Warnemünde verliert in der 2. Volleyball Bundesliga sein erstes Spiel seit dreieinhalb Monaten gegen den Tabellenführer TuS Mondorf. In der Hardtberghalle in Bonn endete das Spitzenspiel vor knapp 550 Zuschauern mit 3:2 (25:14, 23:25, 22:25, 25:20, 15:12) für die Heimmannschaft aus Niederkassel. Mit der Partie auf erstklassigem Niveau verteidigen die Titelverteidiger Rang eins der Tabelle und liegen mit vier Punkte und einem Spiel mehr vor Warnemünde. Somit müssen die Rostocker bei den verbleibenen sechs Spielen Mondorfs auf Punkteverluste hoffen, um selbst noch die Meisterschaft erringen zu können.
SVW holt einen Punkt nach schwachem Start
Der Spielbeginn stand ganz im Rahmen purer Dominanz der Heimmannschaft des griechischen Erfolgs-Trainer Anastasios Vlasakidis. Trotz der Anreise am Freitag wirkten die Gäste aus dem weitentfernten Rostock verkrampft und unkonzentriert. Mit eigenen Problemen in der Annahme und im Aufschlag und einem überzeugenden Diagonalangreifer Nils Becker auf Mondorfer Seite stand es schnell 12:5 für den amtierenden Meister. Mit einem 25:14 im ersten Satz musste das Team um Trainer Maurizio Forte versuchen, trotz des miserablen Starts in das Topspiel zu finden. Dies gelang mit Beginn des zweiten Satzes. Auch wenn bis zum Spielende wenig Aufschlagdruck auf die gegnerische Annahmereihe um Libero Lennart Bevers und Außenangreifer Manuel Harms erzeugt werden konnte entwickelte sich das Spiel zu einem Duell auf absoluter Augenhöhe. Jan-Philipp Krabel fand nach Problemen im ersten Satz in sein Angriffsspiel, Sören Schröder machte in der Annahme und im Angriff eines seiner besten Spiele der Saison, Tommy Mehlberg wurde immer wieder, vor allem in engen Situationen von Bradley Merryweather erfolgreich gesucht, Leon Pohl wuchs besonders in seiner Abwehrrolle über sich hinaus und die Mittelblocker Tom Wheeler und Lyndon Varga beschäftigten über das gesamte Spiel die gegnerischen Angreifer mit effizientem Blockspiel. Besonders der Kanadier Varga, der wieder Vorrang vor Malte Ullerich bekam, bestätigte seine starke Leistungsform mit hoher Spielintelligenz in entscheidenden Momenten durch bedachte Angriffsvariationen, mit guten Blockberührungen und effektiven Aufschlägen. Dadurch trug er einen wichtigen Teil zum Spiel bei und wurde schließlich auch mit der Silbermedaille des MVP belohnt.
„Es herrschte eine unglaubliche Atmosphäre in diesem so wichtigen Spiel. Ehrlich gesagt war es eines der besten und schönsten Spiele, die ich seit langer Zeit gespielt habe. Solch wichtige Spiele sind wertvoll um Erfahrungen zu sammeln und zu wachsen – persönlich und als Team“, fasst der 28-Jährige zusammen.
Ein weiterer Schlüssel zum Punktgewinn war die bewusste Rotation um die Außenangreiferposition von Kapitän Mehlberg. Dieser hatte über das Spiel hinweg Probleme im ersten Annahmekontakt und wurde vom gegnerischen Team immer wieder im Aufschlag gesucht. Bei der 13:12 Führung im zweiten Satz betrat Matthias Lübcke erstmals das Feld und sorgte für mehr Stabilität im Annahmeriegel. Das Angriffsspiel verschob sich zudem mehr auf Krabel und Schröder, wodurch der Satz über die Punktestände 18:15 und 22:20 letztendlich mit 25:23 gewonnen wurde. Im dritten Satz startete Lübcke vor Mehlberg, auf dessen Fähigkeiten im Angriff aber langfristig nicht verzichtet werden konnte. Somit setzte der Trainer Lübcke immer wieder gezielt zur Entlastung Mehlbergs ein und ermöglichte ein variables Spiel in Richtung Tie-Break. Denn nach dem 25:22 im dritten Satz war klar, dass die Mannschaft mit mindestens einen Punkt nach Hause fahren würde. Im vierten Abschnitt mussten die Rostocker jedoch erkennen, dass es mit vielen Aufschlagfehlern und immer wieder ungenauen Annahmen schwer würde, drei Punkte zu gewinnen. Spätestens als der gegnerische Trainer Tom Fust auf das Feld schickte und dieser zweimal von der Aufschlagslinie aus den Satz drehen konnte wurde klar, dass dieses Spiel über fünf Sätze gehen würde. Mit 25:20 im vierten ging es dann in den finalen fünften Satz, indem die Gastgeber zügig mit 7:2 in Front lagen. Mit Varga am Aufschlag und Schröder, Wheeler und Krabel der wohl besten Blockreihe der Liga am Netz fand Warnemünde doch noch in den Tie-Break, glich zum 7:7 aus und führte beim Seitenwechsel sogar mit 8:7. Doch auch dieser Spielstand wurde durch Mondorf zum 12:9 gedreht und der Vorsprung letztendlich bis zum 15:12 über die Ziellinie gebracht.
Nach über 130 Minuten ging ein hochqualitatives Volleyballspiel zu Ende und es bleibt für Rostocker ein gutes Spiel mit einem Punkt im Gepäck. Auch wenn die Mannschaft nicht hundert Prozent abrufen konnte und in einigen Elementen Mondorf unterlegen war ist Mittelblocker Lyndon Varga zufrieden: „Mondorf hat unglaublich gut Annahme und Abwehr gespielt, was eine neue Herausforderung für uns darstellte. Obwohl wir nicht unser bestes Spiel hatten, können wir mitnehmen, dass wir trotz der Probleme gekämpft haben und am Ende fast ein sehr gutes Team schlagen konnten. Wir können stolz auf das sein, was wir gezeigt haben und daraus lernen, was nicht so gut lief. Solche Spiele lassen uns als Mannschaft besser werden“, meint Mittelblocker Lyndon Varga. Auch Matthias Lübcke teilt diese Meinung: „Es war ein richtig gutes Spiel auch wenn ich denke, dass wir nicht hundert Prozent unserer Leistung gezeigt haben, vor allem im Aufschlag nicht. Zu Beginn waren wir eingeschüchtert und mental nicht bereit, da es nach vielen Spielen Gegenwehr gab und die Bedeutung des Spiels zu spüren war. Das zeigte auch der erste Satz. Am Ende sind wir aber weniger enttäuscht und es überwiegt Zufriedenheit.“